Der Reinighof und Biotopia: Eine politisch- poetische Standortbestimmung

 

 

 

Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort.

 

Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.

 

 

 

Herrmann Hesse

 

 

 

Der Reinighof und Biotopia: Was ist das eigentlich?

 

Was schaffen wir hier auf unserer grünen Insel?

 

Wenn drumherum das Meer im Plastik erstickt, was nutzt es dann wenn hier der Wiedehopf spazieren geht?

 

Wenn täglich viele tausend Kinder verhungern, was zählt dann unsere Öko-Möhre? Und wenn es nach wie vor Waffen für den Krieg gegen Zivilisten von Deutschland aus in alle Welt vertickt werden, was bringt es dann wenn wir im Kreis ein Mantra singen?

 

 

 

Das sind Fragen, die mich und meine Mitstreiter*innen (oder besser Mitbefrieder*innen?) uns immer wieder stellen. Was ist die Funktion von diesem  Biotopia genannten Ort im großen Weltenringen? Müssen wir politischer sein? Sind wir es überhaupt und wenn ja, was heißt das?

 

 

 

Nach nun mehr fast acht Jahren, wo ich an diesem Ort lebe und an seiner Entwicklung teilhaben durfte, möchte ich auf diese Fragen eine Antwort vorschlagen. Diese Antwort hat sich mit dem Reinighof vom Jahr des Wandels 2012 bis hierhin entwickelt.

 

 

 

Was es hier alles Gutes gibt, dass dürfte den meisten bekannt sein. Wir haben ökologische und autarke Versorgungssysteme in den Bereichen Energie, Wasser und Abwasser. Wir heizen mit Holz aus heimischen Wäldern und bauen einen Großteil unserer Nahrung selber an. In zahlreichen Biotopen hat sich die bereits vorhandene Artenvielfalt immer weiter gesteigert. Wir feiern die alten Jahreskreisfeste und Schwitzhüttenzeremonien und haben bei unseren Veranstaltungen über die Jahre tausende von Menschen hier begrüßt. Jetzt gibt es noch den Naturzeltplatz und den Traumpfad, der es noch mehr Menschen ermöglicht, diesen Ort hier zu erfahren.

 

Persönlich haben wir nun schon in einigen unterschiedlichen Konstellationen viel über uns selbst und über ein gutes Miteinander gelernt. Es hat sich eine stabile 'Kernpopulation' von Menschen entwickelt, die sich wahrlich verbunden fühlen.

 

Na schön: Das Friede, Freude, Eierkuchen von eigenen Hühnern-Land.

 

Während andere Bäume besetzen, Wale retten, politisch debattieren oder zumindest Transparente hochhalten. Das machen wir eher selten. Wir müssen uns um den Garten kümmern, das Phosphat aus unserem Pipi fällen oder Herzkreise halten. Wo liegt da der welterhaltende Mehrwert?

 

 

 

Eben genau darin. Einen Ort zu beleben, zu wahren, weiter zu entwickeln und zu verschönern, der ein kleines Abbild einer heilen Welt darstellt. Es ist wie die Kernzone in einem Nationalpark. Ein Reservat, in dem sich ein Lebensraum im besten Sinne entwickeln darf, um bedrohtes zu schützen, um schwaches zu stärken und um von hier aus hinaus ins Umland schwärmen zu dürfen. Im Naturschutz spricht man von ökologischen Trittsteinen. Als so etwas sehe ich den Reinighof. Als ein Biotopia, in einem losen Verbund weiterer 'Biotopias'. Orte, an denen Menschen im weitesten Sinne Frieden kultivieren.

 

 

 

 'Gewächshäuser des Vertrauens', nennt sie Dieter Duhm, einer der Begründer der deutsch-portugiesischen Gemeinschaft Tamera im Alentejo. Von ihm stammt auch die politische Theorie der Heilungsbiotope, welche unabhängig voneinander in aller Welt entstehen und auf das große Ganze einwirken. Verschieden sind die Menschen, sowie die Landschaften in denen diese Biotope liegen. Verschieden die Gepflogenheiten und Bräuche, sowie es immer war bei den Stammeskulturen auf der Erde. Einen tut alle, von denen ich bisher weiß, der tiefe Wunsch nach einem Miteinander der Menschen aller Generationen, mit den Tieren, den Pflanzen. Mit dem Gesamtlebensverbund Erde an sich.

 

 

 

Ausgehend von einem holistischen Universum, von der Einheit des Ganzen, verändert sich dessen Struktur nicht durch pure, kritische Maße, sondern durch punktuelle Information. Durch die Gesetzmäßigkeiten der morphogenetischen Feldbildung. Es gibt sehr dicke Bücher darüber. Auf die lebenswichtige Essenz herunter gebrochen, möchte ich diese Annahme in einem Bild verdeutlichen:

 

Das der Homöopathie. Feinste, jedoch klare Informationen können den gesamten Organismus beeinflussen. Aus aktuellem Anlass wäre durchaus auch das Bild eines Virus gängig. Kleinste Wanderinformationen beeinflussen ein großes System maßgeblich. Man stelle sich nun mal vor, es gäbe nicht nur 'böse' Viren, die zerstörerisch wirken, sondern auch gute, die positiven Einfluss nehmen.

 

Als ich nun neulich verträumt über diesen gerade von der Corona- Ruhe erfassten Platz schlenderte, vom Hügel aus all seiner Schönheit, seinem Heilsein gewahr wurde, und dann hinauf in diesen derzeit so klaren, störungsfreien Himmel blickte, sah ich den Reinighof wie eine Sendestation. Sie sendet auf ganz urtümlichen Frequenzen, verschont von dem Störfeuer der modernen Wellenlängen. Ich stellte mir vor, wie alles was hier aus diesem 'Zauberkessel- Tal' hinaufsteigt, mit den Wolken fortzieht in wo auch immer sie sich entschließen, abzuregnen, auf die Erde und die Menschen niederfällt. Wasser trägt Informationen, das weiß man. Licht tut dies auch. Und Gedanken, so glaubt man, ebenfalls.

 

Schon der berühmteste Sandalenmann aller Zeiten sagte:

 

 

 

„Wenn dein Glaube nur so groß wie ein Senfkorn wäre, könntest du dem Berg befehlen sich zu erheben und ins Meer zu stürzen.“

 

 

 

Nun wollen wir doch lieber die Kirche im Dorf lassen bzw. steht der Eyberg da wo er steht doch ganz gut. Aber sinnbildlich glaube ich Jesus. Es geht eben darum, eine tief in uns verwurzelte Information des Friedens, der Fähigkeit zum Gleichgewicht in die zerrüttete, geteilte Welt zu schicken. Es sind unsere Gedanken, unsere Worte, unsere Lieder und unsere beherzten Hände in der Erde, die wir dieser 'Matrix der Gier und der Gewalt' zufließen lassen. Es wird keinen Kampf, keinen gewaltsamen Aufstand geben können, der ihr auf dieser Ebene gewachsen ist. Dieser Kampf ist von vorne rein verloren und selbst wenn er gelänge, würde aus ihm wieder Ähnliches erwachsen. Wie in der ganzheitlichen Medizin geht es nicht darum, Symptome zu bekämpfen, sondern die Grundlagen dahingehend zu verändern bzw. zu heilen, das die Symptome überflüssig werden. Das ist unsere Macht. Das ist der Zauber, den wir haben. Das ist die Chance und die Aufgabe dieser Zeit. Und unser lieber Reinighof hier hat die Zeichen der Zeit erkannt, berührt uns Bewohner den Raum zu wahren, und berührt die Besucher, die für kurz oder länger hierher kommen, um wie die Wolken heilsame Informationen jenseits aller Worte mit hinaus zu tragen. Ja, Biotopia ist eine Impfstation, ganz ohne Spritze.

 

 

 

So ist und bleibt es wichtig, das Leute Bäume besetzen und Wale retten, demonstrieren und debattieren. Zeichen setzen. Es gibt vielerlei wichtige, ehrenamtliche Arbeit zu tun. Es geht nicht mehr ums Geld. Es geht um die Welt.

 

 

 

Der Reinighof tritt nun auch still und leise in eine neue Phase. Gerade ist der Zeltplatz geschlossen. Es gibt keine Veranstaltung. Wir machen uns aber keine Sorgen wegen fehlender Einnahmen. Wir sind fest im Vertrauen. Es scheint eine Verpuppungsphase zu sein und wir sind gespannt, was schlüpft und ihr entwächst.

 

 

 

Somit freuen wir uns bald wieder alte und neue Freunde zu begrüßen. Zusammen dieses Biotopia- Feld zu stärken, kraft-, fried- und liebevollen Zauber in die Welt auszustrahlen.

 

In naher Zukunft streben wir neue, starke Bündnisse mit Gemeinschaften und Initiativen hier im Pfälzer Land an. Wir dürfen alle gespannt - und entspannt, zugleich sind.

 

 

 

Ich möchte gerne diesen Brief mit zehn Basissätzen aus dem Buch 'Die heilige Matrix' von Dieter Duhm beenden. Sie fassen meiner Meinung nach sehr gut zusammen, was Phase ist.

 

 

 

1.               Wir stehen heute vor der größten Revolution seit dem Neolithikum. Es ist der Übergang von der patriachalen Epoche in eine neue Form menschlicher Zivilisation.

 

2.               Die globalen Strukturen von Gewalt und Angst, Männerherrschaft, Rassismus und Ausbeutung der Natur sind geschichtlich bedingt und lassen sich deshalb geschichtlich verändern.

 

3.               Auch die persönlichen Problemthemen sind geschichtlich bedingt und bedürfen deshalb neben der individuellen Behandlung einer gesellschaftlichen und politischen Antwort.

 

4.               Umweltkrise und Inweltkrise sind zwei Seiten derselben Gesamterkrankung. Sie können nur in der Zusammenschau verstanden und gelöst werden.

 

5.               Mit der imperialistischen Ausdehnung männlicher Herrschaft durch Kirche, Staat und Wirtschaft gingen matriarchale, spirituelle Ursprünge menschlicher Kulturbildung verloren. Wir müssen sie auf neuer Ebene wiederfinden, um eine gewaltfreie, globale Kulturbildung zu ermöglichen.

 

6.               Mensch und Natur sind ursprünglich in einem Sein und einem Bewusstsein miteinander verbunden.

 

7.               Es gibt für die Verwirklichung einer auf Kooperation und Liebe basierenden Welt eine Grundmatrix, die als Schöpfungsplan allen Wesen innewohnt. Diese Matrix befindet sich in der kosmischen Datenbank unseres Zellgewebes und kann deshalb abgerufen und verwirklicht werden.

 

8.               Die neue Ordnung kann nicht innerhalb der bestehenden Lebensverhätnisse hergestellt werden. Erforderlich ist der Aufbau neuer Lebenssysteme mit überlebensfähigen Gemeinschaften und funktionierenden Heilungsbiotopen als Gewächshäuser des Vertrauens.

 

9.               Der Übergang von der Matrix der Gewalt zur Matrix des Lebens vollzieht sich nach einem entelechialen Muster wie der Raupe zum Schmetterling. Es ist nicht die Logik eines Machtkampfes, sondern eines eingebauten Programmwechsels.

 

10.            Die Welt ist ein Gewebe von Frequenzen und Informationen. Wenn für die neue Matrix der Kooperation und Liebe der richtige Code eingegeben wird, erreicht er alle Wesen und wirkt in allen Dingen.

 

 

 

 

 

Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort.

 

Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.

 

Christian Syri